Man mag es sich zwar nur ungern vorstellen, aber früher oder später im Leben kann es passieren, dass man nicht mehr dazu fähig ist, für sich selbst zu entscheiden. Sei es durch eine schwere Krankheit oder eine Gehirnverletzung, der Verstand eines Menschen kann leider schnell zunichte gemacht werden: Man kann nicht mehr selbst beurteilen, was man eigentlich möchte. Das kann die Form von extremer Verwirrtheit bis hin zum Koma annehmen. Wenn die Zeit gekommen ist, sieht man sich dann meist dem Willen der Ärzte oder dem Bevollmächtigten ausgeliefert, wenn man nicht rechtzeitig die nötigen Vorkehrungen getroffen hat.
Ohne weitere Informationen ist es die Aufgabe der Ärzte, den Patienten so lange wie möglich am Leben zu erhalten, auch wenn Ihm die Lebensqualität nicht gefallen würde. Schließlich können sie den Patienten nicht einfach sterben lassen, wenn er doch gerne leben würde. In vielen Fällen bedeutet das nur eine Verlängerung des Leidens, für den Patienten und seine Angehörigen gleichermaßen. Und das will keiner.
Genau dafür gibt es die sogenannte Patientenverfügung. Sie erlaubt es dem Patienten, seine Wertevorstellung und seine Wünsche zu dokumentieren, sodass sie respektiert werden, auch wenn man Sie selbst nicht ausdrücken kann. So können die Ärzte informiert werden, wenn man es selbst nicht mehr kann. Wenn man zum Beispiel nicht den Rest seines Lebens in einem Koma mit aufwendiger Lebenserhaltung verbringen möchte, kann man das in seiner Patientenverfügung zum Ausdruck bringen und die Ärzte werden das respektieren.
Eine Patientenverfügung ist nicht nur für den behandelnden Arzt bindend, sondern auch für Ihre Angehörigen. Nur Sie selbst können Ihre Patientenverfügung anfechten, sobald sie geschrieben ist. Sie können sie nämlich jederzeit ändern, um sie Ihren neuen Vorstellungen anzupassen, falls diese sich ändern. So können Sie selbst Ihre Entscheidungen treffen, die von allen respektiert werden müssen. Ärzte, Pfleger und Angehörige haben keinen Einfluss auf Ihre Behandlung mehr, wenn Ihre Patientenverfügung den vorliegenden Fall abklärt. So behalten Sie das letzte Wort über Ihr Leben.
Potentiell kann jeder eine Patientenverfügung gebrauchen, da leider jeder plötzlich in so eine Situation geraten kann. Besonders bietet es sich an, wenn man sich in frühen Stadien von Krankheiten befindet und weiß, was bevor steht oder wenn man eine riskante Operation vor sich hat. Wenn man Wünsche hat, was diese ernsten Umstände angeht, so lohnt es sich, sie festzuhalten.
Immer mehr Menschen erkennen die Vorteile eine Patientenverfügung. Zwischen 2012 und 2017 ist der Anteil der Deutschen, die eine Patientenverfügung haben von 26% auf 43% gestiegen. Und es steigt weiter. Denn eigentlich gibt es keine Gründe, es zu unterlassen, außer wenn man mit allen Mitteln am Leben erhalten werden möchte. Man muss nur seine Wünsche und Werte aufschreiben und unterschreiben. Eine Beglaubigung ist möglich aber nicht notwendig. Man kann das also komplett selbst erledigen. Das hat zweifellos zum Anstieg der Patientenverfügungen beigetragen.
Wenn Sie auch gerne über Ihr eigenes Lebensende das letzte Wort haben möchten, lohnt es sich auf jeden Fall, eine Patientenverfügung zu schreiben. Im Netz gibt es zahlreiche gute Seiten mit Hinweisen zur Patientenverfügung, auf denen Sie noch mehr ausführliche Texte zum Thema lesen können. Wenn Sie schon genug gelesen haben, müssen Sie sich einfach nur Gedanken über Ihre Werte und Wünsche machen und diese aufschreiben und unterschreiben. Schon haben Sie Ihre Patientenverfügung fertig und gültig. Das einzige, worauf Sie jetzt noch achten müssten, wäre, dass Sie im Notfall auch vorhanden ist. Erzählen Sie Ihrer Familie und Ärzten davon und bewahren Sie sie gut auffindbar auf. Sie können Sie auch Ihrem Arzt oder einer sonstigen Vertrauensperson abgeben. Hauptsache ist, dass sie im Notfall vorliegt.
Es ist so einfach, sich eine Patientenverfügung zu zulegen und sie bewirkt so viel. Nutzen Sie diese Gelegenheit und bestimmen Sie selbst über Ihr Leben!